Kiez-Duell in Berlin: Wo schlägt das Herz der Hauptstadt am schönsten?

Ah, Berlin! Eine Stadt, die niemals schläft, sich ständig neu erfindet und doch in jedem ihrer Winkel eine ganz eigene Seele besitzt. Wer Berlin wirklich verstehen will, muss seine Kieze erleben. Jeder einzelne ein Mikrokosmos, eine Welt für sich. Doch welcher ist nun der beste Kiez in Berlin? Eine Frage, so alt wie die Spree und so schwer zu beantworten wie die nach dem perfekten Döner. Unser Reporter hat sich auf eine Entdeckungsreise durch das Labyrinth der Hauptstadt begeben, hat gelauscht, geschmeckt und gestaunt, um Ihnen, liebe Leser, eine ganz persönliche Auswahl der Perlen unter den Berliner Kiezen zu präsentieren. Kommen Sie mit auf einen Streifzug durch Viertel, die das Herz Berlins höherschlagen lassen!

Bergmannkiez (Kreuzberg): Wo Charme auf Zeitgeist trifft

Man sagt, der Bergmannkiez sei das aufgeräumtere, bürgerlichere Kreuzberg – das alte Postbezirk 61 eben, im Gegensatz zum wilderen SO36. Und ja, ein gewisser Charme der Gründerzeit, gepaart mit einer Prise Gentrifizierung, ist hier unverkennbar. Doch genau diese Mischung macht den Reiz aus. Wenn unser Reporter durch die Bergmannstraße und ihre Seitenarme schlendert, entdeckt er eine Fülle an inhabergeführten Läden, von handgefertigten Bilderrahmen bei Weilensee bis zu allem rund ums Papier bei Ararat. Das Herzstück ist aber zweifellos die Marheineke Markthalle, wo sich Kiezbewohner und Besucher mit Spezialitäten aus aller Welt eindecken.

Bergmannkiez
Ein charakteristisches Eckgebäude im Bergmannkiez, bekannt für seine schönen Altbauten und lebendige Atmosphäre. „Bergmannkiez architecture“ flickr photo by Bex.Walton https://flickr.com/photos/bexwalton/47967534641 shared under a Creative Commons (BY) license

Die genaue Adresse für Ihr Navigationsgerät? Einfach „Bergmannstraße, Kreuzberg“ eingeben, und Sie sind mittendrin. Preislich bewegt man sich hier im mittleren bis gehobenen Segment, was angesichts der Beliebtheit und der schönen Altbausubstanz nicht verwundert. Doch man findet immer noch kleine Oasen, wie das „Sushi Cube“ in der Zossener Straße, wo man für sein Geld Gutes bekommt.

Der Eindruck vor Ort? Eine lebendige, aber nicht überdrehte Atmosphäre. Man trifft junge Familien, die die gut erhaltenen Altbauten und die Infrastruktur schätzen , aber auch alteingesessene Kreuzberger, die von den Veränderungen erzählen. Es ist ein Kiez im Wandel, der es aber schafft, seinen ursprünglichen Charakter nicht ganz zu verlieren. Ein besonderer Tipp unseres Reporters: der fast schon verwunschene Friedhof Dreifaltigkeit, eine Oase der Ruhe mit pompösen Mausoleen und dem Grab von Felix Mendelssohn Bartholdy. Hier scheint die Zeit tatsächlich ein wenig stillzustehen.

Kollwitzkiez (Prenzlauer Berg): Die grüne Oase für Genießer und Familien

Weiter geht die Reise in den Prenzlauer Berg, genauer gesagt in den Kollwitzkiez. Benannt nach der berühmten Künstlerin Käthe Kollwitz, die hier einst lebte , versprüht dieses Viertel einen ganz besonderen, fast schon mediterranen Charme. Was diesen Kiez so besonders macht? Ganz klar die Märkte! Der Ökomarkt am Donnerstag und der Bauernmarkt am Samstag auf dem Kollwitzplatz sind Institutionen, die weit über die Kiezgrenzen hinaus bekannt sind. Hier duftet es nach frischem Brot, regionalem Gemüse und allerlei Köstlichkeiten.

Sie finden diesen Hotspot rund um den Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg, gut erreichbar mit der U2 (Senefelderplatz oder Eberswalder Straße). Das Preisniveau ist, typisch Prenzlauer Berg, eher gehoben , aber die Qualität der angebotenen Waren und das Ambiente sind es oft wert. Man bekommt hier definitiv viel für sein Geld, wenn man Wert auf hochwertige, regionale Produkte legt.

Unser Reporter war besonders an einem sonnigen Samstagmorgen angetan: Familien schlendern über den Markt, Kinder spielen am Wasserturm, Straßenmusiker sorgen für entspannte Klänge. Es ist eine fast schon idyllische Stimmung, die hier herrscht. Man erzählt sich, dass die Synagoge in der Rykestraße und ein Picknick am Wasserturm bei gutem Wetter Pflichtprogramm sind. Und wer nach dem Marktbummel noch einkehren möchte, findet eine Vielzahl an Cafés und Restaurants, wie das „44 Brekkie“ für Egg Drop Sandwiches oder das „KINK“ für Drinks in New Yorker Atmosphäre. Ein Kiez, der Lebensqualität ausstrahlt und als einer der schönsten Kieze Berlins gilt.

Schillerkiez (Neukölln): Lässigkeit am Puls der Zeit

Von Prenzlauer Berg machen wir einen Sprung nach Neukölln, in den Schillerkiez. Dieses kleine Idyll zwischen Hermannstraße und dem Tempelhofer Feld hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Die Nähe zum ehemaligen Flughafen Tempelhof, der heute eine riesige Freifläche für Freizeitaktivitäten ist, macht einen großen Teil des Reizes aus. Hier säumen pastellfarbene Häuser aus der Wilhelminischen Zeit und Bauten von Bruno Taut die ruhigen Straßen.

Tempelhofer Feld
Der imposante Eingang des ehemaligen Zentralflughafens Tempelhof, heute Teil des weitläufigen Tempelhofer Feldes.

Die Schillerpromenade mit dem Herrfurthplatz bildet das grüne Herz des Kiezes. Wer hierherfindet, sollte unbedingt ein Eis bei „Mos Eisley“ probieren (der Name „Darth Vader“ für ein Cheesecake-Eis ist legendär!) oder im „Buchhafen“ nach neuer Lektüre stöbern. Preislich ist der Schillerkiez nicht mehr der Geheimtipp von einst; das lässige Leben hat hier mittlerweile ein „fettes Preisschild“, wie man in der Stadt munkelt.

Der Eindruck unseres Reporters: eine spannende Mischung aus alter Substanz und neuem Leben. Man spürt die kreative Energie, sieht junge Leute in den vielen Bars und Cafés, wie dem „Terz“ für Brunch. Gleichzeitig ist aber auch die Verdrängung alternativer Kultur ein Thema, das die Anwohner bewegt, spätestens seit die Kiezkneipe Syndikat weichen musste. Ein Highlight ist der Wochenmarkt am Herrfurthplatz, wo man Spezialitäten aus aller Welt snacken kann. Der Schillerkiez ist definitiv einer der Orte, an dem man den Wandel Berlins hautnah miterlebt – ein echter Anwärter auf den Titel bester Kiez in Berlin für alle, die das Dynamische lieben.

Rund um den Savignyplatz (Charlottenburg): Flanieren mit West-Berliner Eleganz

Nun entführen wir Sie in den gediegeneren Westen der Stadt, nach Charlottenburg, rund um den Savignyplatz. Dieser historische Platz, dessen Gestaltung teils bis ins Jahr 1862 zurückreicht, ist eine Oase der Ruhe und Eleganz. Prachtvolle Altbauten und uralte Platanen umrahmen die zentrale Parkanlage, durch die sich die lebendige Kantstraße zieht.

Was diesen Kiez auszeichnet, ist seine angenehme Entschleunigung mitten in der Großstadt. Die gemütlichen Bummelstraßen, die am Platz zusammentreffen, beherbergen feine Restaurants, urige Kneipen und individuelle Geschäfte. Stadtbekannt ist das Traditionslokal „Zwiebelfisch“, wo Alt-68er auf Studierende treffen. Die Kantstraße wiederum ist ein Paradies für Feinschmecker, besonders für Fans der südostasiatischen Küche. Und die Bücherläden in den S-Bahnbögen? Gehören zu den schönsten der Stadt, so hört man es immer wieder.

Der Savignyplatz selbst liegt in Charlottenburg und ist ein Knotenpunkt bekannter Straßen. Das Preisniveau ist hier, dem Ambiente entsprechend, eher gehoben. Man gönnt sich hier vielleicht eher ein exklusiveres Vergnügen. Unser Reporter hat die Atmosphäre als sehr kultiviert und entspannt empfunden. Man sieht gut gekleidete Menschen, die in den zahlreichen Cafés sitzen, die Zeitung lesen oder einfach das Treiben beobachten. Es ist ein Stück altes West-Berlin, das sich seinen Charme bewahrt hat. Ein Ort, an dem das Bummeln und Genießen im Vordergrund steht – „Hier scheint die Zeit ein wenig langsamer zu ticken“, notierte unser Reporter.

Berlin Charlottenburg
Der friedliche Lietzensee und der umliegende Park bieten eine ruhige Auszeit in Charlottenburg.

Reuterkiez (Neukölln/Kreuzberg): Kreuzköllns pulsierendes Herz

Zum Abschluss unserer Kiez-Tour geht es noch einmal dorthin, wo Berlin vielleicht am rauesten, aber auch am authentischsten ist: in den Reuterkiez, oft auch als „Kreuzkölln“ bezeichnet, da er genau an der Grenze zwischen Kreuzberg und Neukölln liegt. Zwischen der lauten Urbanstraße und dem grünen Maybachufer pulsiert das Leben. Dieser Kiez steht für ein manchmal etwas chaotisches, aber immer herzliches Miteinander.

Die Pannierstraße durchzieht den Kiez wie eine Hauptschlagader, gesäumt von einer bunten Mischung aus Kultur, Gastronomie und Gewerbe. Hier reiht sich die türkische Bäckerei an die hippe Craft-Beer-Kneipe, in der oft nur Englisch gesprochen wird. Ein absolutes Muss ist ein Spaziergang entlang des Maybachufers, besonders an Markttagen (Dienstag und Freitag), wenn sich das Ufer in einen lebhaften türkischen Basar verwandelt.

Den Reuterkiez finden Sie, wie der Name schon andeutet, im Norden Neuköllns, angrenzend an Kreuzberg. Das Preisniveau ist hier noch sehr gemischt. Man kann günstig essen und trinken, aber auch trendige Bars und Restaurants mit entsprechenden Preisen entdecken. Der Eindruck unseres Reporters: purer Berliner Alltag, ungeschminkt und direkt. Man hört ein Stimmengewirr aus verschiedensten Sprachen, der Duft von Gewürzen und frisch Gebratenem liegt in der Luft. Die Leute hier, so scheint es, genießen das Leben gerne auch mal bei einem Bier vom Späti am Kanal, schon bevor die Uhr vier schlägt. Ein Kiez, der als „auf dem besten Wege, ein zweites Kreuzberg zu werden“ gilt und für viele das echte, unpolierte Berlin verkörpert.

Fazit & Empfehlung: Welcher Kiez für wen?

Nach dieser intensiven Tour durch einige der faszinierendsten Ecken Berlins steht fest: Den einen besten Kiez in Berlin gibt es nicht. Es kommt, wie so oft im Leben, ganz auf die persönlichen Vorlieben an.

  • Der Bergmannkiez ist ideal für Entdecker, die das etablierte Kreuzberg mit seinen schönen Altbauten und dem bunten Treiben in der Markthalle schätzen, aber auch die Veränderungen und neuen Impulse mögen.
  • Familien, Marktliebhaber und Ruhesuchende, die eine entspannte, fast schon dörfliche Atmosphäre inmitten der Großstadt suchen, werden sich im Kollwitzkiez besonders wohlfühlen.
  • Der Schillerkiez zieht vor allem junge, kreative Menschen an, die die Nähe zum Tempelhofer Feld lieben und den dynamischen Wandel Neuköllns miterleben wollen – auch wenn das seinen Preis hat.
  • Wer es eleganter mag, gerne flaniert, Kultur und gutes Essen in gediegenem Ambiente schätzt, für den ist die Gegend um den Savignyplatz in Charlottenburg die erste Wahl.
  • Und für alle Abenteurer, Nachtschwärmer und Liebhaber des authentischen, multikulturellen Berlins, die das pralle Leben suchen, führt kein Weg am Reuterkiez vorbei.

Eines ist sicher: Jeder dieser Kieze hat seinen ganz eigenen, unverwechselbaren Charakter und ist eine Entdeckungsreise wert. Also, liebe Leser, schnappen Sie sich Ihre BVG-Tageskarte und erkunden Sie selbst, welcher Ihr ganz persönlicher bester Kiez in Berlin ist!

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